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Innerste Worte

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Welche wie wir, 7. November 2015

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Zerbrochene Idylle auch in Hildesheim. Wieder stehen wir traurig und mit unseren Fragen auf den Fundamenten der Synagoge. Die damals aus unserer Stadt auswandern mussten, deren Gotteshaus in Brand gesetzt wurde, die verfolgt, verhöhnt, diskriminiert, deportiert, ermordet wurden, waren welche wie wir: Nachbarn, Arbeitskolleginnen, Schulfreunde, Cousinen, Kunden, Lehrer, Spielkameraden, Ärzte, Verkäufer, nette Zufallsbekanntschaften.

Die damals schwiegen zu dem Unrecht, aus Angst oder aus Gleichgültigkeit, waren auch welche wie wir. Und die das schreiende Unrecht befürworteten, planten, durchführten – waren das auch welche wie wir?

„Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, achte auf mein Flehen! Würdest du, Herr, Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen? Doch bei dir ist die Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient. Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, ich warte voll Vertrauen auf sein Wort“ – so beten wir, da uns die eigenen Worte fehlen, mit den Worten der Heiligen Schrift, die uns mit der Mutterreligion des Judentums verbindet (in Psalm 130).