[Innerste Worte|

Innerste Worte

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Kerze für Kerze, 16. Dezember 2014

Bild "Innerste Worte:204.jpg"

Wer im Dom einen Adventskranz sucht, wird enttäuscht. Stattdessen ist diese Installation zu finden. Vier Kerzen auf einem schmalen Pfad von Mutterboden. Jede Woche leuchtet eine weitere Kerze. Ihr Licht leuchtet in Richtung Lesepult. Dort wird jeden Sonntag neu aus der Bibel die Nachricht vom Kommen Gottes vorgelesen. Der Jesaja-Text, der dort auf den Stufen aufgeschlagen ist, gehört zu diesen Bibeltexten. Er redet davon, dass Gott mit starkem Arm in das Weltgeschehen eingreift. Dass er wie ein guter Hirt sich um die notleidenden Menschen kümmern wird.
Wer sich die Nachrichten anschaut, ist über Terror und Gewalttaten entsetzt. Gott hat da nicht eingegriffen, er hat die Gewalt nicht verhindert. In Syrien, Irak, Pakistan, Mexico, Israel und Palästina, Ukraine, Nigeria und in vielen Ländern, die man noch aufzählen könnte. Die Menschheit wartet, wartet gebannt auf Gott, auf ein Ende der Gewalt, auf Gerechtigkeit und Frieden. Auch wir warten, warten auf Gottes heilende Ankunft, wenigstens in uns. In der Zwischenzeit  bahnen wir ihm, mit unseren kleinen Händen, einen Weg durch die friedlose Wüste unserer Welt, bauen, Steinchen für Steinchen, in der Steppe von Misstrauen, Streit und Hass eine ebene Straße des Friedens und des Aufeinanderzugehens. Auf einmal werden Berge der Vorurteile so lächerlich klein wie Maulwurfshügel und einst unüberbrückbare zwischenmenschliche Gräben sind nun zugeschüttet mit Wohlwollen und Freundlichkeit. Kerze für Kerze kommt Gott kommt Gott uns dabei entgegen.