[Innerste Worte|]
Drunter und drüber, 1. Februar 2016

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Nicht nur die Kinder lieben das: einmal als Hexe oder als Teufel durch die Gegend gehen. Abstoßend hässlich im Gesicht, zerrissene Röcke, Schwanz und Klumpfuß, ungenierliches Verhalten, mit böser Zauberkraft ausgestattet. Oder als Prinzessin und König: Mit rauschendem Gewand und Krone auf dem Kopf, hochnäsiges Auftreten, vom Luxus verwöhnt. Einmal die eigene Persönlichkeit überdecken. Ade, langweiliger Alltag, heute geht es drunter und drüber. Es ist Karneval.

Nicht nur im Karneval sind Masken beliebt. Wie es uns wirklich geht, unsere Gefühle überspielen wir Tag für Tag mit unserer Cool-sein-Maske, mit unserem Plastik-Lächeln. Nur sich nicht dem anderen öffnen, heißt die Devise. Wer Einblick in seine Seele gibt, ist der Schwächere. Und schwach will keiner sein. Statt persönlichem Gespräch reichen uns Floskeln: „Wie geht’s?“ - „Alles klar!“
Drunter ein Mensch mit seinen Nöten, mit seiner Sehnsucht nach Anerkennung und Freundschaft - drüber der König oder Teufelskerl, dem nichts und niemand etwas anhaben kann. Beziehungsweise die unnahbare und ungemein selbstbewusste Superfrau, die ihr Leben fest im Griff hat.

Was passiert eigentlich, wenn die Masken abgenommen werden? Wenn wir erkennen, dass unser Gegenüber genauso schwach und zerbrechlich ist wie wir selbst?